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Tierportrait Eurasischer Luchs
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Der Luchs ist zweifellos die schönste und größte Katze Europas, die auch unbedingt wieder zurück in unsere Wälder gehört. Zudem ist der Luchs die einzige Großkatze Europas und wir sollten deshalb sehr sorgsam mit ihr umgehen. Im Gegensatz zu Wölfen, die Hetzjäger sind, ist der Luchs ein Lauerjäger- und Beutegreifer und beansprucht große Gebiete als sein Revier. Luchse sind, wie viele Katzen, Einzelgänger. Ein Männchen beansprucht mindestens 100 Quadratkilometer an Fläche, beim Weibchen sind es eher mehr und bis 150 Quadratkilometer. Dazu kommt das die Katzen auch noch zusätzlich Streifgebiete haben, die 300 bis 500 Quadratkilometer groß sein können. Somit ist auch eine Überpopulation in Deutschland weitestgehend ausgeschlossen. Allerdings sinkt damit auch die Wahrscheinlichkeit, jemals einem Luchs in freier Wildbahn zu begegnen und es ist dann eher wie ein 6er im Lotto, wenn man jemals einen zu Gesicht bekommt. In der Regel meiden sie den Kontakt zu Menschen und selbst wenn ein Luchs da ist, bekommt man ihn nicht zu sehen. Ist dies doch einmal der Fall, dann sind es meist Katzen aus Wiederansiedelungs- Projekten, die schon positiven Menschenkontakt hatten. Auf jeden Fall gehört der Luchs bei uns zum ökologischen System Wald.

 

Das Ende der Luchse bei uns in Deutschland war vorprogrammiert. Durch Lebensraumverlust und Bejagung gingen die Bestände schon im 18. Jahrhundert sehr stark zurück. Im Jahr 1850 wurde dann wohl der letzte Luchs in den Alpen erlegt. Damit galt bei uns der Luchs, wie Bär und Wolf gleichermaßen, als ausgestorben. Es ging dabei hauptsächlich um die Felle und Teile des Luchs als Trophäe. Im Übrigen befürchtete man Verluste bei freilebenden Herdentieren, was auch durchaus mal möglich ist und natürlich ebenfalls als normal angesehen werden muss. Allerdings töten Luchse nie wahllos, suchen sich meist ein schwächeres Tier raus, greifen es mit ihren scharfen Vorderkrallen und töten es mit dem klassischen Kehlbiss. Danach schleppen Luchse ihre Beute meistens in ein Versteck und ernähren sich und eventuelle Familienmitglieder, etwa eine Woche davon. Dabei besteht keinerlei Gefahr das Luchse am entstehenden Aas erkranken, da ihre starke Magensäure und Bakterien in ihrem Darm verhindern, dass dies negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit hat. Luchse haben ein wesentlich stärkeres Immunsystem, wie wir Menschen. In der Regel allerdings fangen Luchse überwiegend kleinere Säugetiere, die sie leichter, schneller und gefahrloser erbeuten können. Als Carnivora (Fleischfresser) und Opportunist frisst der Luchs: Mäuse, Ratten, Kaninchen, Feldhasen, Füchse, Dachse, Katzen, Marder, Marderhunde, Otter, Bieber, Nutria, Frischlinge der Wildschweine und alle Arten von fliegenden und bodenlebenden Vögeln. Außerdem auch Insekten, Amphibien und Reptilien. Leider natürlich auch Wildkatzen, die wir ja auch wieder in unseren Wäldern haben wollen. Allerdings sind ihm größere Beutetiere sehr viel lieber, besonders Rehe, Hirschkälber, Gämsen und das Mufflon. Damit ist der Ärger mit Jägern schon wieder vorprogrammiert, denn die schießen die Rehe usw. viel lieber selbst ab, als sie einem Nahrungskonkurrenten wie dem Luchs zu überlassen. Dabei gibt es eigentlich gar kein Problem, denn in Deutschland leben derzeit durchschnittlich ca. 2,2 bis 2,5 Millionen Rehe, mit steigender Tendenz. Alleine durch die neuen Mähschutzmaßnahmen werden tausende von Rehkitzen gerettet, die sonst den Mähmaschinen zum Opfer gefallen wären. Das Geschrei der Jäger ist immer groß und es muss erstmal reguliert werden, was das Zeug und die Büchse hergibt. Da ist der Luchs dann plötzlich nicht mehr so beliebt. Das Wort „Raubkatze“ sollte auch ein für alle Mal gestrichen werden, denn es sind Großkatzen die nichts rauben, sondern wie wir, nur ihren Bedürfnissen nach Nahrung nachkommen. Auf der anderen Seite hat natürlich auch der Luchs Feinde, zu denen Wölfe, Bären und Vielfraße gehören. Es ist eben das Gesetz der Natur, fressen und gefressen werden. Allerdings jeder vernünftige Jäger und Heger, würde nie einen Luchs erschießen.

 

Derzeit gibt es etwa 160 bis 200 erwachsene Luchse in Deutschland und geschätzt 50 bis 60 Jungtiere. Teilweise sind die Luchse aus Ost- und West Europa eingewandert, die überwiegende Anzahl allerdings stammen aus aufwendigen Wiederansiedlungsprojekten von Naturschutzverbänden. So beteiligen sich der BUND, NABU, WWF und Vier Pfoten an solchen Projekten. Die Gruppe der Stiftung Kora - Linking Lynx - engagiert sich derzeit mit Projekten in Thüringen, Sachsen und Baden Württemberg.                                                

Einige dieser Projekte sind zwar bereits abgeschlossen, allerdings in Thüringen, sollen zwischen 2024 und 2027 noch etwa 20 Luchse neu angesiedelt werden. Es entsteht hier eine neue mitteldeutsche Luchspopulation, die Teil der europäischen Metapopulation werden soll. Da das alles sehr viel Arbeit ist und sehr viel Geld verschlingt, wäre es schön, wenn mehr Luchs- und Katzeninteressierte sich dort mit Spenden einbringen könnten. Ich werde am Ende nochmal alle Web-Adressen  nennen, bei denen man sich informieren und sinnvoll spenden kann.

Luchse in Deutschland gibt es überwiegend im Bayrischen Wald, im Harz, in der Rhön, im Pfälzerwald und in Baden-Württemberg, aber auch im Hessen. Der Eurasische Luchs ist mit mindestens 8000 bis 10.000 Tieren in Europa relativ stabil und lt. IUCN 2018, noch nicht gefährdet. Einige Subpopulationen sind jedoch „Vom Aussterben bedroht“ und in der Roten Liste Deutschland, CITES Anhang II geführt. Verbreitet ist der Luchs in weiten Teilen Europas, Russlands, Sibiriens und Zentralasiens. Bei uns ist er ein klassischer Waldbewohner und ist immer noch stark bedroht. Hingegen in vielen anderen Ländern findet man ihn auch in Steppen- und Buschlandschaften und in baumlosen Zonen der Gebirge. Ein Luchs wiegt durchschnittlich 18 bis 25 Kg und ist etwa so groß wie ein mittlerer Schäferhund. Das heißt, Kopf- Rumpflänge etwa 110 bis 120 cm, bei einer Schulterhöhe von etwa 55/60 cm. In Ausnahmefällen gibt es auch Luchse die bis zu 30 Kg auf die Waage bringen, besonders die Männchen sind generell etwas schwerer als die Weibchen.

 

Außer dem Eurasischen Luchs - Lynx lynx, gibt es folgende drei weitere Luchsarten weltweit. Der Pardelluchs oder Iberische Luchs – Lynx pardinus - in Spanien und Portugal, der Kanadische Luchs - Lynx canadensis - in Kanada und Alaska und der Rotluchs (Bobcat) - Lynx rufus - in den USA und Mexiko. Weltweit also eine geschätzte Populationsstärke von 70.000 bis 80.000 Individuen insgesamt.

Luchse werden etwa 10 bis 15 Jahre alt, in Gefangenschaft auch älter und bis zu 17 Jahren. Die Paarungszeit bei uns ist im März/April, die Jungtiere kommen dann bis Mai/Juni auf die Welt. Sie haben somit etwa die gleiche Tragzeit wie Hauskatzen. Es werden in der Regel zwei bis vier Jungtiere geboren, die dann, wenn sie überleben, etwa bis zu 10 Monate bei der Mutter leben. Danach werden sie absolut verstoßen und müssen sich einzeln, eigene Reviere suchen. Die Sterblichkeit der Jungtiere liegt hoch, etwa bei 50 Prozent. Auch größere Wurfstärken sind durchaus möglich. Weitere Gefahren für Luchse sind die klassischen Katzenkrankheiten, meist schwere Infektionskrankheiten, aber auch Ekto- und Endoparasiten können ihnen zu schaffen machen. Erst kürzlich wurde ein toter Luchs aufgefunden, der an einer klassischen Hundekrankheit, der Staupe verstarb. Ich glaube das war der erste Fall der diesbezüglich bekannt wurde. In Deutschland war die Staupe einst ausgerottet, kommt aber in den letzten Jahren vermehrt mit Hunden aus dem Ausland und durch die Globalisierung, leider wieder zurück. Luchse werfen nur einmal im Jahr, nur bei einem Totalverlust der Kitten, kann es zu einem zweiten Wurf kommen.

 

Ihr Fell ist sehr unterschiedlich gefärbt und auch unterschiedlich lang. Im Sommer überwiegen helle und dunkle Brauntöne, im Winter eher Grautöne und Schwarz. Tiere die aus dem Norden Kommen sind generell etwas heller gefärbt und haben auch ein etwas längeres Fell. Gemeinsam haben sie einen Backenbart oder Kragen und die 4 bis 5 cm langen Ohrpinsel, die sie wirklich unverwechselbar machen. Dazu immer der auffällig kurze Schwanz mit einer schwarzer Spitze, der immer etwas wie Kupiert aussieht. Aber auch das macht den Luchs in der Katzenwelt absolut unverwechselbar.

 

Reviere der Luchse untereinander müssen eingehalten werden, da gibt es kein Pardon. Allerdings sind Streitigkeiten unter Weibchen eher häufiger der Fall, während die Männchen das gelassener sehen und eher auch mal schwule Gemeinschaften eingehen. Aber dazu gleich noch etwas mehr. Wer heute Luchse beobachten möchte ist auf Wildparks, oder abgetrennte Schutzgebiete angewiesen. Ich habe das viele Jahre gemacht, vor allen Dingen, weil ich fasziniert von diesen Tieren und ja auch wirklich ein Katzenmensch bin. Für mich ist der Luchs der Inbegriff einer großen Wildkatze. Meine Fotos stammen alle aus dem Wildpark Alte Fasanerie Klein Auheim und ich habe viele Stunden, über Jahre mit den Luchsen verbracht, auch um mit ihnen näher in Kontakt zu kommen. Das hat vor allen Dingen an Tagen geklappt, an denen wenige Besucher dort waren, oder zu Zeiten, an denen die meisten Besucher schon weg waren. Außerdem hatte ich einmal die Gelegenheit mit einem Hessen-Forst-Angestellten, den ich gut kenne, mit ins Luchsgehege zur Fütterung zu gehen und einfach nur dabei zu sein. Das war auch eines meiner unvergesslichsten Erlebnisse. Er hatte zunächst den Strom der gesicherten Anlage abgeschaltet und dann sind wir beide rein zu den damals 8 kastrierten Luchsmännchen. Sie standen schon knurrend parat, aber ich hatte in keiner Minute Bedenken, dass dabei etwas passieren könnte. Denke so bis auf 2 m kam ich schon an sie heran. Natürlich hatte ich dabei auch einige Fotos gemacht. Wenn alle gut drauf waren, hatte es unter ihnen paarungsähnliche Rituale gegeben, dass war immer ein Erlebnis. Auch kastrierte Kater, besonders bei Wildkatzen, haben immer noch einen undefinierbaren sexuellen Drang nach der Kastration, können den aber selbst nicht mehr zuordnen. Deshalb nannte ich sie eine schwule Gemeinschaft und es war ja auch schön so.

 

Noch kurz etwas zum Jagdverhalten. Luchse sehen und hören exzellent. Eine Maus auf 50 m und ein Reh auf 500 m Entfernung. Natürlich hören sie uns Menschen auch schon aus weiter Entfernung. Als Lauerjäger achtet der Luchs stets auf Gegenwind, mit Hilfe seiner Ohrpinsel, die wahrscheinlich auch das Hören noch verstärken, gelingt ihm das sehr gut. Dann schlägt er blitzschnell und meist erfolgreich zu. Oft macht er nur kurze Spurts, so 30 bis 100 m und kann ohne weiteres 3 bis 7 m weit springen. Mehr wäre auch reine Energieverschwendung für ihn. Dabei erreicht er schon annähernd 70 Km/h an Geschwindigkeit. Wegen seinem sehr kurzen Darm, als reiner Fleischfresser, braucht er ziemlich regelmäßig eine möglichst sichere Beute. Allerdings Menschen würde er nicht angreifen und es ist reines Glück, ihm überhaupt in der Natur zu begegnen. Jungtiere kann man zähmen, aber diese Katzen gehören auf keinen Fall und unter keinen Umständen in private Hände.

 

Aber jetzt viel Spaß mit meinen Fotos!

 

Weitere interessante Seiten und Links zum Thema:

Wiederansiedlungsprojekte der Stiftung Kora - Linking Lynx

BUND - Der Luchs, ein heimlicher Waldbewohner kehrt zurück

Der BUND für den Luchs: Engagement seit Jahrzehnten

NABU Der Luchs im Portrait

NABU Die Pinselohren brauchen Sie

WWF Die Pinselohren in Gefahr

Vier Pfoten Luchse – Willkommen zu Hause

 

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