Rothirsch - Cervus elaphus

 

Alle Fotos 2013 - 2016 aus dem Wildpark Alte Fasanerie Klein Auheim

 

 

Der Rothirsch, auch "König des Offenlandes" genannt, ist bei uns in Deutschland die größte Hirschart. Allerdings kommen Rothirsche nur auf etwa ein Viertel der Bundesdeutschen Fläche vor. Normalerweise leben diese Tiere in gemischten, sehr gut sozial strukturierten Rudeln zusammen. Nur im September, wenn die Brunftzeit beginnt und der Testosteron Spiegel steigt, kämpfen die Männchen untereinander um die Weibchen. Je nach Temperatur geht die Brunft dann bis etwa Ende Oktober. In dieser Zeit wirken die Hirsche als stünden sie unter Drogen. Unruhe wechselt mit Lethargie, die Augen quellen leicht heraus, sie sabbern und markieren, sind aber keinesfalls bösartig. Es geht eben nur noch um das Eine, möglichst den Anspruch auf alle Weibchen zu erheben und diesen dann auch zu verteidigen. Ein Schauspiel, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Ausgewachsene Rothirsche erreichen eine Kopfrumpflänge von 250 cm, mit einer Schulterhöhe von 150 cm. Dabei erreichen sie ein Gewicht bis zu 250 Kg. Wie bei anderen einheimischen Hirscharten auch tragen nur die Männchen ein Geweih das einmal jährlich, meistens zwischen Ende Februar und April, komplett abgeworfen wird. Danach bildet sich innerhalb kurzer Zeit ein neues Geweih unter einer schützenden und gut mit Nährstoffen versorgten Basthaut, die dann mit wächst und das komplette Geweih wie mit Samt überzogen erscheinen lässt. Wechselt das graubraune Winterfell der Hirsche dann zum rotbraunen Sommerfell, ist auch das Geweih wieder vollständig ausgebildet. Während dieser Zeit produzieren ältere Hirsche Knochensubstanz von 6 bis 7 Kg. Hirsche sind also Stirnwaffenträger, ähnlich wie Giraffen, Antilopen, Schafe, Ziegen und Rinder. Das graubraune Winterfell der Hirsche ist übrigens etwa doppelt so lang wie das rotbraune Sommerfell und hat zudem mehr wärmende Unterwolle. Während der Brunft tragen ältere Hirsche eine ziemlich stark ausgeprägte Mähne. Gesunde Tiere werden etwa 20 Jahre alt. Wie schon gesagt sind Rothirsche hoch entwickelte und sehr sozial lebende Tiere. Außerhalb der Brunft leben sie, je nach Beschaffenheit des Lebensraums und der Wilddichte, in unterschiedlich großen Rudeln. Bietet der Lebensraum große freie Flächen und offene Landschaften, sind die Rudel schon erheblich größer, als in reinen Waldgebieten. Es gibt Regionen in Europa, da kann die Rudelstärke schon mal bis zu 200 Tiere betragen. Allerdings ist dies nicht die Regel. Rothirsche ernähren sich überwiegend von allen möglichen Gräsern und Kräutern. Ferner von Trieben, Knospen, Blättern und von Feld- und Baumfrüchten. Auch frische Baumrinde wird sehr gerne gefressen. Aus ökologischer Sicht ist der Wildtier-Verbiss an Bäumen und Trieben junger Bäume eher sogar förderlich, denn es bleiben freie Flächen in den Wäldern erhalten und es bilden sich dort neue Biotope, die von anderen Kleintieren und Vögeln neu besiedelt werden. Durch das Fell, die Hufe und den Kot der Tiere werden Pflanzensamen über große Strecken transportiert und verteilt. Durch das Aufwühlen von feuchtem Boden entstehen neue Lebensräume für Wasserinsekten und Amphibien. Das ausgefallene Fell nutzen viele Vögel als Nistmaterial. Das Geweih, reich an Phosphor und Kalzium, wird gerne von Nagetieren aufgenommen. Selbst der Tod eines Hirsches bietet vielen anderen Tierarten Nahrung zum überleben. So schließt sich wieder der Kreis, ohne das der Mensch eingreifen musste, um wieder mal zu regulieren, was er doch so gerne macht. Albert Schweizer formulierte es einst so "Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen!". Mit derzeit etwa 200.000 Rothirschen ist der Bestand in Deutschland noch nicht gefährdet! Allerdings haben wir Rothirsche heute schon aus vielen Teilen seines natürlichen Lebensraum vertrieben.

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